Atemschutz

Atemanschlüsse - Sehhilfen

Brillenträgern wird empfohlen eine Brillenmaske zu verwenden die der Träger der Feuerwehr zu stellen hat. Kontaktlinsen sollten unter Atemschutz nicht getragen werden. Verrutscht eine Kontaktlinse ist der vorgehende Atemschutzgeräteträger vorerst nicht mehr einsetzbar und muss den Rückzug antreten. Hinzu kommt die Problematik dass die Linsen nachts in einer Kontaktlinsenlösung ruhen... Im Falle eines nächtlichen Einsatzes wird sich wohl kaum jemand unter Zeitdruck die Linsen einsetzen.

Von der Kombination private Brille/Atemanschluss ist dringend abzuraten. Brillenbügel oder Brillenbänder führen zu Undichtigkeiten, auch Atemanschlüsse mit Überdruckfunktion sind von dieser Problematik nicht ausgenommen. Es ist also in jedem Fall eine Brillenmaske zu empfehlen.

Zitat aus der FwDV 7 (Ausgabe 2002):

Für Einsatzkräfte, die das erforderliche Sehvermögen nur mit einer Brille erreichen, muss eine innenliegende Maskenbrille bereitgestellt und persönlich zugeteilt werden. Die Maskenbrille muss in den persönlich zugeteilten Atemanschluss eingesetzt sein und im Einsatz und bei Übungen getragen werden. Maskenbrillen, welche über die Dichtlinie des Atemanschlusses verlaufen, sind nicht zulässig.

Beachten Sie bitte auch die Infoblätter der EXAM BBG Sehhilfen unter Atemschutz und der vfdb Tragen von Sehhilfen im Atemschutzeinsatz.

Überdruckgeräte

Überduckgeräte sind in zahlreichen Feuerwehren Standard und dennoch ist der Nutzen dieser Geräte fraglich. Im Zusammenhang mit Überduckgeräten gab es bereits mehrere Beinaheunfälle aufgrund Undichtigkeiten der Maske und daraus resultierendem erhöhten Luftverbrauch. In der Rubrik Beinaheunfälle finden Sie zwei Vorfälle.

Im Rahmen einer geplanten Neubeschaffung von mehreren Atemschutzgeräten für die FF Vockenhausen ging Ingo Horn der Frage "Überdruck-PA, ja oder nein?" nach.

Überdruck-PA, ja oder nein?

(ih) Ich fand viele Meinungen, aber leider keine Fakten. Die Meinungen zu Überdruck differieren stark. Maßgebliche Entscheidungsträger der BF Düsseldorf äußern sich strikt gegen den Einsatz von Überdruck. Erklären ihn sogar für gefährlich. Eine Undichtigkeit der Maske habe einen schnellen, unbemerkten Verlust an Atemluft zur Folge... nun genau die eventuelle Undichtigkeit einer Maske ist auch das Argument, dass die Überdruckbefürworter anführen. Eventuelle Atemgifte könnten nicht von außen eindringen. Dies wiederum seien so geringe Mengen, dass sie die Gefahr des überschnellen Druckverlustes nicht rechtfertigen, argumentieren wieder die Überdruckgegner dagegen. Diskussionen zum Thema führen jedes Mal zu regelrechten Glaubenskriegen. Aus Meinungen lässt sich also kein Ergebnis gewinnen. Man kann sich höchstens überlegen, ob eine der beiden Seiten die plausibleren Argumente hat. Nun, diese Entscheidung möchte ich nicht fällen.

Suche nach Fakten

Wie sieht es Deutschland aus? Setzt sich Überdruck durch? Was macht Europa? Hält Deutschland als einziges Land an Normaldruck fest? Wie sieht es gegebenenfalls mit zukünftigen Normen aus? Auch auf europäischer Ebene...

Natürlich ist bei allen Antworten, die irgendwo zu finden sind zu beachten, dass ggf. Leute bei Ihren Aussagen gewisse eigene Interessen verfolgen. Ich hoffe, dies einigermaßen unterscheiden zu können.

Ergebnisse

Ein paar Hintergründe

Unter Überdruck-PA versteht man Atemschutzgeräte, bei denen ein konstanter Überdruck innerhalb der Maske gehalten wird. Überdruck setzte sich seinerzeit durch, als diverse Helm-Masken Kombinationen Schwierigkeiten mit der Dichtigkeit aufwiesen (Helm Masken Kombinationen haben den Nachteil, dass die Maske wirklich optimal an das Gesicht angepasst werden muss, was bei Spinnenmasken teilweise durch die Spinne ausgeglichen werden kann). Bedingt ist dieses Problem bei HMK durch die Bauart. Im Gegensatz zur Spinnenmaske, die 5 Haltepunkte hat, gibt es bei HMK nur 2. Jeder, der behauptet, dass man mit 2 Haltepunkten ein stabiles und dichtes System hinbekommt, sollte sich diese Aussage noch einmal überlegen. Die Schwierigkeiten mit der Dichtigkeit wurden durch Überdruck zwar nicht verhindert, wohl aber das Symptom gelindert. Rauchgase, bzw. Rauchpartikel, die vorher in die Maske eindringen konnten, werden daran nun durch den permanenten Überdruck in der Maske gehindert. Es zeigte sich, dass Überdruck auch noch einen anderen Vorteil brachte: Der Einatemwiderstand ist bedeutend geringer, als das bei Normaldruckgeräten der Fall ist. Laut einer Untersuchung der BF München, die einen 2000m-Lauf unter PA veranstaltete sinkt der Luftverbrauch unter PA mit Überdruck, bei dicht sitzender Maske, sogar gegenüber Normaldruck. Eine verkürzte Einsatzdauer ist in der Regel bei Undichtigkeiten und Bartwuchs zu erwarten.

Probleme mit CSA

Nach ersten Rückmeldungen in den Feuerwehrmann-Newsgroups ergaben sich im Laufe der Jahre des Öfteren Probleme mit CSA und Überdruckgeräten. Gerade beim Tragen der Chemieschutzanzüge machte sich oft eine erhebliche Verkürzung der Einsatzzeit bemerkbar. Neben der stellenweise verkürzten Einsatzdauer kommt noch ein Aspekt hinzu: Je nach Bewegungsablauf im CSA kann sich im Anzug ein Überdruck aufbauen (etwas höher, als der "normale"), der dazu führt, dass, technisch bedingt, nicht mehr aus der Maske ausgeatmet werden kann und somit die Maske auch nicht mehr beatmet werden kann. Sogar von einem Beinaheunfall aus diesem Umstand heraus ist die Rede. Näheres dazu habe ich aber noch nicht gefunden. Ich bin dankbar für jeden Hinweis. In punkto Überdruck unter CSA herrscht mittlerweile auch bei Überdruckbefürwortern die Überzeugung, dass diese Kombination ungeschickt und bisweilen sogar gefährlich ist.

Der Einsatz von Filtern

Der Einsatz von Filtern ist mit Überdruckmasken und Filtern mit entsprechendem Anschluss möglich. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass zu dem erhöhten Einatemwiderstand, der durch den Filter bedingt ist, zusätzlich noch ein erhöhter Ausatemwiderstand kommt, der seinen Ursprung in der Maske findet. Ob man den Einsatz von Filtern auf Überdruckmasken unter diesen Gesichtspunkten als sinnvoll ansieht, bleibt jedem selbst überlassen.

Verkaufszahlen

Laut Aussage eines Dräger-Mitarbeiters ist die Zahl der verkauften ÜD-Geräte in Deutschland mittlerweile höher, als die von Niederdruckgeräten. Auch steigt die Zahl der verkauften "Klick"-Verschlüsse, die, seiner Aussage nach, die momentanen Schraubverschlüsse langsam ablösen. Laut einem NG-Beitrag sei bei diesen aber die manuelle Dichtprobe nicht mehr oder nur schwer möglich. Nach Dräger-Informationen bleiben die Feuerwehren, die Überdruckgeräte gekauft haben, auch meistens bei diesen. Eine Wehr, die von ÜD zurück auf Normaldruck geht, sei nicht bekannt. Belastbare Zahlen hat aber auch die Firma Dräger nicht anzubieten.

Die Sache mit den Schadstoffen

Verkaufsargument Nummer 1 für Überdruck ist, dass durch den Überdruck in der Maske keinerlei Schadstoffe mehr bei Undichtigkeiten in die Maske gelangen kann. Das stimmt auch und ist nicht zu widerlegen. Es stellt sich allerdings die Frage, wie viel ppm an Schadstoffen in eine ND-Maske gelangen, wenn diese zu Beginn des Einsatzes dicht war und erst im Laufe des Einsatzes undicht wird. Wenn man diese Frage ehrlich betrachtet, kommt man zu dem Ergebnis, dass der PA-Träger, der unter einer solchen Maske atmet, im Endeffekt immer noch weniger Schadstoffe einatmet, als jeder, der sich im "Freien", vor dem Brandherd aufhält und keinen PA oder Filter trägt. Natürlich nur, wenn diejenigen im Freien nicht gerade gegen den Wind stehen. Das Argument "Schadstoffe" ist zwar damit nicht völlig entkräftet, aber es muss sich jeder, der dieses Argument pro ÜD anbringt fragen lassen, ob es nicht erstmal sinnvoller wäre, das Geld für Filter auszugeben, um seine Kameraden ohne PA vor einer bedeutend höheren Menge an Schadstoffen zu schützen. Der Abschlussbericht zum Großbrand in Lengerich sieht nach Ulrich Cimolinos Aussage vor, dass für jeden Sitzplatz in einem Feuerwehrfahrzeug eine Maske mit Filter vorgehalten werden soll. Hier greift wieder die Überlegung, ob man ÜD-Masken mit Filter einsetzt, oder 2 Systeme fährt, wenn man sich denn für ÜD entschieden haben sollte. Hintergrund für diese Forderung war eine größere Anzahl von Feuerwehrleuten, die Rauchvergiftungen erlitten, als bei einem Großbrand der Wind drehte und die Rauchwolke ungeschützte Feuerwehrleute im Außenangriff erfasste.

Die Kosten

Mehrkosten bei der Anschaffung

Ca. 50-60 Euro höherer Anschaffungspreis für Überdruck Lungenautomaten gegenüber Normaldruck Lungenautomaten. Dabei sind Lungenautomaten mit Einheitssteckanschluss ca. 10 Euro billiger, als Schraubanschlüsse.
30-40 Euro höherer Anschaffungspreis für Überdruckmasken.

Mehrkosten bei Umstellung

Wenn man von einer Umstellung ausgeht, muss man realisieren, dass von der, ggf vorhandenen, Normaldruckausrüstung nur noch Gestelle und Flaschen verwendbar sind, weshalb obiger Vergleich nur die Folgekosten betrifft. Für die Umstellung wären folgende Faktoren wohl eher ausschlaggebend:

Wie viel das jetzt bei der jeweiligen Wehr ausmacht, kann schätzungsweise jeder selbst errechnen.

Sonstige Fakten

Alles Fragen und betteln half bislang nichts. Die Frage "Überdruck ja oder nein" bleibt vorerst eine Frage der eigenen Meinung. Sobald es Fakten zum Thema gibt, werde ich sie hier veröffentlichen... bis dahin muss jeder für sich die Frage stellen, ob ein System, dessen Vorteil nicht definitiv erwiesen ist, tatsächlich enorme Mehrausgaben rechtfertigt.

Mittlerweile habe ich mich persönlich zu der Meinung durchgerungen, dass ÜD-Geräte eine unnötige finanzielle Belastung für die sowieso schon niedrigen Feuerwehretats ist... aber das kann jeder anders sehen.

Den vollständigen Text finden Sie unter www.ein-horn.de/Ueberdruck.html.

Die Diskussion zum Thema findet sich im Forum der FF Vockenhausen. Diskutieren sie mit!

Ingo Horn, FF Vockenhausen

Natürlich konnte ich all diese Informationen nicht alleine zusammenstellen. Ich möchte mich daher bei Ulrich Cimolino, Hansi Stellmacher, der Fa. Dräger, den Newsgroups unter www.feuerwehrmann.de und den Postern im Atemschutzforum bedanken.

Langzeit-PA

Langzeit-PA (z. B. PA mit zwei 300 bar-Composite-Flaschen á 6,8l -> 60 Min. Grundeinsatzzeit) sind interessant für Einsätze mit langen Anmarschwegen etc.

Im Gefahrguteinsatz (unter CSA) sind Langzeit-PA für den Truppführer interessant. Der Truppführer übernimmt die Koordination (keine praktische Arbeit!) im Gefahrenbereich, seine beiden Truppmänner machen die Arbeit. Nachdem die Truppmänner von den nächsten beiden abgelöst werden, kann der Truppführer die neuen Kräfte in die Lage einweisen. Somit ist ein effektiveres Arbeiten im Gefahrguteinsatz möglich.

Zweitanschluss

Der Zweitanschluss ist für den Rettungseinsatz interessant. Mit einem Y-Stück hinter dem Druckminderer und einem Normaldruck-Lungenautomaten mit langer Mitteldruckleitung können z. B. verunfallte FA mit Atemluft versorgt werden (vgl. Tauchsport, Oktopus).

Bedingt durch den Mehrverbrauch an Atemluft ist der Zweitanschluss meiner Meinung nach nur an Langzeit-PA wirklich sinnvoll. Bei einfachen PA darf der Zweitanschluss nur für die Dauer von 5 Minuten benutzt werden.

Der Zweitanschluss ist auch an Überdruck-PA realisierbar. Allerdings darf der Zweitanschluss nur mit einem Normaldruck-Lungenautomaten versehen werden. Bei Verwendung eines direkt angeschlossenen Überdruckautomaten droht ein enormer Luftverlust. Dem verunfallten Feuerwehrangehörigen muss also bei Luftnot die Maske gewechselt werden. Diese Methode wird vermutlich nicht sonderlich praktikabel sein.

Atemluftflaschen

Composite oder Stahl?

An dieser Stelle möchte ich Sie auf eine Studie aufmerksam machen die 1997 veröffentlicht wurde: "Vergleichende Bewertung des Trageverhaltens von Feuerwehr-Einsatzjacken (Phase II)" (M. Hocke (Institut für Angewandte Ergonomie), S. Schopper-Jochum (SU Gesundheitsschutz und Arbeitsmedizin des Werkes Hoechst der HOECHST AG) und W. Schubert (Werkfeuerwehr des Werkes Hoechst der HOECHST AG). Originalia, Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 32/8 (1997), Seiten 314-320). Dort wurde festgestellt, dass sich die Reduktion des Gewichtes des PA positiv auf die belastungsabhängige Herzfrequenz auswirkte. Es wurde der BD 83/Fa. Auer (15,6 kg, 2*4 l, 200 bar, Stahl) und der BD 96/Fa. Auer (11 kg, 1*6,8 l, 300 bar, Composite) vergleichend untersucht. Mit dem leichteren PA wurde eine Verringerung der Herzfrequenz um bis zu 15 Schläge/Minute erzielt! Das System Mensch-Atemschutzgerät-Schutzanzug kann mit Compositeflaschen also merklich optimiert werden.

Flaschenventile

Sicherheitsflaschenventil Um das Problem "selbstständiges" Schließen von Flaschenventilen (vgl. Versehentliches Schließen von Flaschenventilen) zu lösen empfiehlt es sich die Ventile komplett zu öffnen. Abhilfe bieten insbesondere Ventile die im 90°-Winkel montiert sind und beim Schließen gedrückt werden müssen (vgl. Kindersicherung bei Medikamenten etc.). Handräder mit einer dreieckigen Form erschweren das unbeabsichtigte Schließen ebenfalls. Untersuchungen zeigten dass ein "selbstständiges" Schließen auch unter Chemikalienschutzanzug auftreten kann. Die EXAM BBG (ehem. DMT) Fachstelle Atemschutz veröffentlicht hierzu ein entsprechendes Infoblatt: "Selbstständiges" Schließen von Flaschenventilen, ebenso die vfdb: Unbeabsichtigtes Schließen von Atemluftflaschen im Atemschutzeinsatz.

Ein weiterer Unfallschwerpunkt wird von "fliegenden" Atemluftflaschen gebildet (vgl. Probleme-fliegende-Flaschen). Vor Jahren gab es bereits einige Zwischenfälle, die EG-Baumusterprüfung für Flaschenventile wurde verschärft. Dennoch gibt es von Zeit zu Zeit Unfälle mit abbrechenden Ventilen. Diese Unfälle beruhen meist auf Handhabungsfehlern (vgl. Ausbildung - Umgang mit der Technik - Druckluftflaschen). Sicherheitsventile könnten auch hier Abhilfe schaffen.