- Brand in einem Farmgebäude - ein getöteter, drei verletzte FA
(ar) Lancester (Massachusetts, USA). Ein FA starb in den Flammen eines Farmhausbrandes als er sich im Keller des Gebäudes verirrte. Drei weitere FA wurden bei der Suche nach den Vermissten FA verletzt, einer von ihnen schwer. Während des Einsatzes kam es zu Explosionen, woraufhin alle eingesetzten FA aus dem Gebäude abgezogen wurden. Beim anschließenden "roll call" (Anwesenheitsappell) wurde festgestellt, dass ein FA sich noch im Gebäude aufhalten musste. Rettungstrupps machten sich daraufhin auf die Suche nach dem Vermissten, konnten aber erst nur seinen Helm finden. Der Vermisste selbst wurde erst später wieder gefunden. Dabei wurden drei FA verletzt. Über die Art der Verletzungen ist derzeit nichts bekannt.
Quelle: Firehouse.com
Unfallbericht über tödlichen Kellerbrand veröffentlicht (23.01.2006)
(ar) Lancaster, Massachusetts (USA). Ein Bericht der State Police gibt nun umfangreichen Einblick in das Geschehen bei einem Einsatz im November 2003, der sich aus einem Kleinbrand entwickelte und den Tod eines Feuerwehrangehörigen zur Folge hatte. Der Bericht, der am 02.12.2004 fertig gestellt wurde, beinhaltet mehrere Aussagen verschiedener Anwohner und Einsatzkräfte, die an besagtem Einsatz beteiligt waren.
Die State Police geht davon aus, dass der Brand sich im Deckenbereich des Kellers entwickelte; ein genauer Ort der Brandentstehung konnte nicht festgestellt werden. Ausgelöst wurde der Brand vermutlich durch einen nicht näher bestimmbaren elektrischen Defekt.
Einsatzverlauf
Um 03:30 Uhr wachen Bewohner aufgrund von Geräuschen und Rauchentwicklung auf und setzten den Notruf ab. Nach Eintreffen der Feuerwehr nahm diese ein Rohr in den Keller vor. Da Führungskräfte vor Ort mit einer Wärmebildkamera festgestellt zu haben glaubten, dass es sich nur um einen Kleinbrand handelte, wurde nur eine Schlauchleitung vorgenommen. Das Rohr wurde von einem 3-Mann-Trupp vorgenommen, während ein vierter Mann am oberen Ende der Treppe Verdrillungen und Knicke aus der Schlauchleitung beseitigte. Zu diesem Zeitpunkt wurde vom Einsatzleiter die Lage als unter Kontrolle eingeschätzt. Da sich als Ergebnis der Löscharbeiten der Rauch teilweise verzog und sich bessere Sichtverhältnisse einstellten, glaubt der Einsatzleiter zu diesem Zeitpunkt, den Brand gelöscht zu haben. Daher wurde nun die Überdruckbelüftung eingeleitet, um den restlichen Rauch und heiße Brandgase aus dem Keller abzuführen. Dazu wurden Scheiben von Kellerfenstern entfernt, um Abluftöffnungen zu schaffen und der Lüfter an geeigneter Stelle platziert. Nach dem Entfernen der Fensterscheiben wurde der Rauch jedoch sehr schnell pechschwarz, weshalb angenommen wurde, dass der Brand endgültig abgelöscht sei. Daher wurde die Überdruckbelüftung eingestellt.
Ein anderer Bericht zum gleichen Unfall, der im März 2005 vom National Institute of Standard and Technology (NIST) verfasst wurde, kommt zu dem Schluss, dass eine falsch durchgeführte Überdruckbelüftung einen Brand tatsächlich intensivieren kann.
Von außen wurde beobachtet, dass aus den Kellerfenstern bläuliche Flammen austraten. Dies wurde als Anzeichen für eine Verbrennung von Erdgas betrachtet, das aus der beschädigten Hausanschlussleitung austrat. Der Energieversorger wurde verständigt, um die betroffene Leitung abzuschiebern.
Als bei einem der vier im Keller eingesetzten FA die Restdruckwarneinrichtung anschlug, versuchte dieser alleine, den Keller zu verlassen. Dabei folgte er, bei zunehmender Sichtbehinderung durch dichten Rauch, der Schlauchleitung zurück zur Treppe.
Über Funk wurde durchgegeben, dass zwei FA vermisst würden; von wem diese Meldung stammte, ließ sich nicht mehr rekonstruieren. Kurz danach sammelten sich viele Feuerwehrleute im Flur des Hauses, um in den Keller zu gelangen und dort zu helfen.
Der FA, dessen Luftvorrat zur Neige ging, verlor den Kontakt mit der Schlauchleitung und die Orientierung. Zwar kam er kurzzeitig mit den anderen Truppmitgliedern wieder in Kontakt, die auf seine Anweisung hin den Keller verließen; er verlor den Kontakt jedoch schnell wieder und war orientierungslos. Da er keine Luft mehr bekam, nahm er den Lungenautomaten ab und kroch sehr nahe am Boden, um Umgebungsluft atmen zu können. Sich auf diese Weise fortbewegend, versuchte er weiter, zurück zur Treppe zu gelangen.
Eine Führungskraft, die sich inzwischen im Keller befand, setzte laut NIST-Bericht um 04:07 einen Notruf ab.
Der orientierungslose FA legte sich auf den Boden und wartete auf Hilfe.
Ein weiterer Feuerwehrmann, der zur Rettung des Vermissten in den Keller gegangen war, sah den Orientierungslosen am Fuße der Treppe und half, diesen aus dem Keller zu tragen.
Nachdem dieser FA gerettet wurde war, zeigte sich, dass tatsächlich noch ein weiterer AGT vermisst wurde. Als weitere Rettungskräfte in das Haus gelangten, wurde ihnen berichtet, dass sich noch zwei weitere FA im Keller befänden. Als die Rettungstrupps in den Keller vorgingen, fanden sie auf der Treppe einen FA, der nur noch wenig Luft zur Verfügung hatte. Dieser berichtete, dass noch ein weiterer AGT im Keller vermisst wurde. Die Bedingungen im Keller hatten sich inzwischen verschlechtert; dort herrschte große Wärme und dichter Rauch füllte den gesamten Keller.
Als der Rettungstrupp im Keller ankam, beobachtete er blaue und rote Flammen, die an der Decke entlang rollten. Der Trupp ging entlang der Schlauchleitung des ersten Trupps vor und rief nach dem Vermissten und forderte ihn auf, seinen Notsignalgeber zu aktivieren. Die Mitglieder des Rettungstrupps konnten jedoch keinen Notsignalgeber wahrnehmen. Sie fanden den Vermissten, der keine Atemschutzmaske mehr trug. Dieser schreit den Trupp an, ihn zu retten. Der nun aufgefundene FA wurde zurück zur Treppe geschleift, wo ihn die beiden Mitglieder des Rettungstrupps jedoch nicht alleine weiter nach oben transportieren konnten. Daher wurden über Funk weitere Kräfte nachgefordert; ob dieser Funkspruch draußen aufgenommen wurde, ließ sich nicht mehr feststellen. Im Keller entwickelte sich jetzt eine enorme Hitze und die beiden Mitglieder des Rettungstrupps mussten den anderen FA zurück lassen.
Ein weiterer Trupp wurde nun zur Rettung des AGT in den Keller geschickt; dieser schaffte es jedoch nur bis zur Hälfte der Treppe, bevor das Rückzugssignal für alle FA gegeben wurde und blaue Flammen auf den Trupp zu rollten. Einer der beiden Truppmitglieder konnte ganz leise einen Notsignalgeber am Fuße der Treppe wahrnehmen. Es konnte jedoch kein weiterer Rettungsversuch unternommen werden, da der Brand weiter eskalierte und der Rückzug befohlen worden war.
Ungefähr fünf Minuten später breitete sich der Brand bis auf das 1.OG aus und entwickelte sich weiter zum Vollbrand.
Nun wurde ein Außenangriff vorgetragen, um den Treppenraum, in dem sich der Vermisste befand, zu halten.
Als vom Gasversorger gemeldet wurde, dass die Gasleitung abgestellt worden war, ging ein verstärkter Rettungstrupp wieder in den Keller vor und fand den Vermissten. Der Keller füllte sich wieder sehr schnell mit Rauch, weshalb der Aufgefundene aus dem Keller die Treppe hinauf verbracht wurde. Ein zweiter Trupp war nötig, um den Geretteten an das obere Ende der Treppe zu transportieren.
Erst nachdem der Brand fast vollständig gelöscht war (ca. um 06:30 Uhr), konnte der FA geborgen werden.
Der Bericht des NIST stellte eine Rauchgas- und Rußinhalation als Todesursache fest.
Davon ab wurde berichtet, dass der zuständige Gruppenführer zum Zeitpunkt des Atemschutznotfalls unfähig war, klar zu denken und Entscheidungen zu treffen. Er gab die Befehlsgewalt an eine andere Führungskraft ab.
Dieser Unfall zeigt sehr deutlich, wie wichtig folgende Punkte sind:
- Konsequente Atemschutzüberwachung: Es muss immer klar sein, welche Personen/Trupps sich so im Gebäude aufhalten.
- Der Sicherheitstrupp muss konsequent gestellt werden und gut ausgerüstet, trainiert und vorbereitet sein. Dieser Einsatz zeigt einmal mehr, dass ein einzelner Trupp mit der Rettung eines AGT überfordert sein kann. Daher ist eine schnelle Unterstützung eines Trupps dem sukzessiven Einsatz mehrerer Trupps vorzuziehen.
- Vollständige Schutzkleidung (aus Überhose, -jacke, Flammschutzhaube und Brandbekämpfungshandschuhen): Ohne diese PSA ist ein Überleben in einer derart lebensfeindlichen Umgebung nur extrem kurz möglich.
- Einhalten der Führungsstruktur: Ein selbstständiger Einsatz von Kräften (wie er in o.g. Bericht angedeutet wird) führt immer zu weitern Komplikationen und Missverständnissen und ist deshalb zu unterlassen!
- Realitätsnahe Ausbildung auch der Führungskräfte: Obiger Fall zeigt, dass auch Führungskräfte von einem solchen Notfall überfordert werden können. Daher ist im Vorfeld in der Ausbildung schon auf eine gewisse Stressresistenz sowohl bei den AGT als auch bei den Führungskräften hinzuarbeiten. Darüber hinaus sind auch Führungskräfte regelmäßig fortzubilden!
- Unabhängige Aufarbeitung von Unfällen: Unfälle in Einsatz und Übungsdienst sollten von unabhängigen, fachlich kompetenten Stellen eingehend untersucht werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollten zur Optimierung von Technik, Taktik und Ausrüstung eingesetzt werden und der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht werden, damit diese Erkenntnisse möglichst großen Nutzen bringen.
Quelle: Firehouse.com