- Gebäudebrand - zwei getötete FA

(dk/bl) Tübingen (BW). Bei einem Brand sind zwei Feuerwehrmänner der Freiwilligen Feuerwehr Tübingen im Einsatz ums Leben gekommen. Das Feuer brach in einem unbewohnten Fachwerkhaus, in dem sich Werk- und Lagerstätten sowie Künstlerateliers befanden, aufgrund von unsachgemäßem Umgang mit Ascheresten aus einem Holzofen aus. Das Feuer wurde kurz vor 3 Uhr von einem Autofahrer gemeldet. Beim Eintreffen der Polizei wenige Minuten später quoll bereits dichter Rauch aus dem Gebäude. Als die Feuerwehr mit dem ersten Löschfahrzeug sechs Minuten nach Alarmierung am Brandort eintraf, hatte sich das Feuer bereits auf mehrere Räumlichkeiten des überwiegend in Holzbauweise erstellten Gebäudes ausgedehnt. Der erste Löschtrupp, bestehend aus den beiden Feuerwehrmännern, war mit Löscharbeiten unter Atemschutz im Innenangriff im Gebäude beauftragt und ging über den Treppenraum bis ins Dachgeschoss vor. Während der Löscharbeiten platzte der Schlauch im Bereich des ersten Obergeschosses aufgrund von Flammenbeaufschlagung. Auf den Notruf der beiden Feuerwehrmänner hin wurden Sicherheitstrupps zur Hilfeleistung eingesetzt, die sich zunächst den Weg ins Dachgeschoss durch umfangreiche Löscharbeiten freimachen mussten, ehe sie die beiden Feuerwehrmänner bergen konnten. Die beiden Männer waren zu diesem Zeitpunkt bereits bewusstlos. Mehrere Notarztteams konnte den beiden Feuerwehrleuten trotz Reanimation nicht mehr helfen.

Der 24-jährige ledige Oberfeuerwehrmann trat 1997 in die Jugendfeuerwehr ein und war seit 1999 im aktiven Feuerwehrdienst. Der 35-jährige Oberlöschmeister trat 1987 in die Feuerwehr ein, war auch als Ausbilder tätig und wurde 1997 zum Gruppenführer in der Landesfeuerwehrschule ausgebildet. Er hinterlässt Frau und zwei Kinder.

Durch den intensiven Brand kam es zum Durchbrand von Erd- bis Dachgeschoss. Über 80 Feuerwehrleute in 18 Einsatzfahrzeugen bekämpften den Brand von außen über die Drehleiter und mehreren Rohren. Nach ersten Schätzungen entstand ein Sachschaden von rund 500.000 Euro.

Für Landesbranddirektor Hermann Schröder ist der Brandeinsatz zunächst einer gewesen, wie ihn die Feuerwehr tagtäglich zu bewältigen hat. Wie es zu der unglücklichen Verkettung von Umständen kommen konnte, die letztlich zum Tod der beiden Feuerwehrmänner führte, ist auch für ihn im Moment unerklärlich. Nach den ersten Erkenntnissen wurde den beiden Feuerwehrleuten der Rückzugsweg nach dem Notruf durch eine Ausdehnung des Brandes abgeschnitten. Schröder: Wir müssen diese Tatsache zur Kenntnis nehmen. Der Tod eines Feuerwehrmanns beim Einsatz ist ein Risiko, das glücklicherweise selten vorkommt, das sich aber nie ganz ausschließen lässt.

Quelle: www.feuerwehr.de

Trauerfeier

(dk/bl) Für die beiden Tübinger Feuerwehrmänner fand am 22. Dezember 2005 ein zentraler Trauergottesdienst in der Stiftskirche statt. Rund 2200 Menschen nahmen in der Kirche und auf dem Holzmarkt Abschied von den Feuerwehrmännern Kurt Schwägerle und Andreas Mang. Geleitet wurde der Gottesdienst von der Dekanin Dr. Marie-Luise Kling de Lazzer. Für das Land Baden-Württemberg spracht Innenminister Heribert Rech, für die Universitätsstadt Tübingen Oberbürgermeisterin Brigitte Russ-Scherer, für die Feuerwehr der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Dr. Frank Knödler.

Unser tiefstes Mitgefühl gilt den beiden Familien und der Lebenspartnerin sagte die Tübinger Oberbürgermeisterin in Ihrer Ansprache. Wir trauern mit den Mitgliedern der Tübinger Feuerwehr, mit ihrem Kommandanten, mit den Einsatzkräften, die bei diesem verheerenden Brand vor Ort waren und in deren Gesichter wir die Spuren dieser dunklen Nacht noch immer sehen, diese Nacht, die sich unauslöslich in ihrem Gedächtnis eingeprägt hat.

Innenminister Heribert Rech stellte in seiner Gedenkrede Dank und Anerkennung des Landes Baden-Württemberg unter ein Motto von Augustinus: Trennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung. So bitter der Tod ist, Liebe vermag er nicht zu scheiden. Die Feuerwehren des Landes Baden-Württemberg und die Bürgerinnen und Bürger seien stolz auf die Leistungen der so tragisch ums Leben gekommenen Feuerwehrleute. Dr. Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, hob hervor: Der Wert eines Menschenlebens wird nicht durch sein Alter bestimmt, sondern durch das, was er in seinem Leben für andere getan hat. Und mehr als Kurt Schwägerle und Andreas Mang für andere getan haben, für die Bürgerinnen und Bürger von Tübingen, kann niemand tun. Menschen in Not zu helfen, sie aus den drohenden Gefahren zu retten und ihr Hab und gut zu schützen!

An der zentralen Trauerfeier nahm auch ein Mitglied vom Atemschutzunfaelle.de-Team teil. Die anschließenden Beerdigungen fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit im engsten Familienkreis statt.

Das gesamte Atemschutzunfaelle.de-Team trauert mit den betroffenen Feuerwehrkollegen, Familienangehörigen und Freunden.

Quelle: Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen

Anzeige gegen Feuerwehrkommandanten

(dk/bl) Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat aufgrund einer anonymen Anzeige wegen des Brandeinsatzes am 17. Dezember 2005 ein Ermittlungsverfahren gegen den Kommandanten der Tübinger Feuerwehr eingeleitet. Dies ist aus Sicht der Oberbürgermeisterin ein normaler Vorgang. Bei einem so komplexen Ermittlungsverfahren, bei dem sich viele noch immer nicht genau erklären können, wie sich die Abläufe im einzelnen darstellen, lassen sich Spekulationen nicht vermeiden. Objektiv sind aus Sicht der Verwaltung und der Feuerwehr nach wie vor keine Anhaltspunkte vorhanden, dass bei dem Einsatz am 17. Dezember 2005 Fehler gemacht worden sind, die für den Tod der beiden Feuerwehrmänner ursächlich waren. Für die Oberbürgermeisterin ist das jetzt eingeleitete Ermittlungsverfahren daher auch kein Anlass, den Kommandanten von seinen Dienstpflichten zu befreien. OBM Russ-Scherer: Der Brandschutz ist bei unserem Kommandanten, wie er zuletzt bei dem schwierigen Einsatz am vergangenen Donnerstag bei der Walter AG bewiesen hat, in guten Händen. Auch aus Sicht des Kreisbrandmeisters besteht kein Handlungsbedarf. Für die Universitätsstadt ist es selbstverständlich, dass die Staatsanwaltschaft bei einem so schweren Unglück alle Vorwürfe, auch wenn sie anonym erhoben werden, sorgfältig aufklärt. Die Verwaltung und die Feuerwehr gehen angesichts der inzwischen vorliegenden Fakten davon aus, dass sich die in der anonymen Anzeige erhobenen Vorwürfe, wonach es Einsatzfehler gegeben habe, nicht erhärten werden.

Quelle: Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen

Weitere Informationen

Alle folgenden links werden mit freundlicher Genehmigung des schwäbischen Tagblattes www.tagblatt.de angeboten:

Unfallbericht veröffentlicht

Die Unfallkommission "Tübingen" hat den Bericht zum Einsatz "Tübingen - Reutlinger Straße 34/1" veröffentlicht. Der vorliegende Bericht beschreibt den Einsatzablauf und enthält die taktische Analyse des Einsatzes am 17. Dezember 2005 in Tübingen bei dem zwei Feuerwehrangehörige ums Leben kamen. Die Unfallkommission hat den Einsatzablauf - soweit dieser mit dem Unfall in direktem Zusammenhang steht - auf mögliche Ursachen hin untersucht und bewertet.

Tübinger Unfall - Stellungnahme zu einem anonymen Kommentar

Per E-Mail und in Diskussionsforen kursiert seit einiger Zeit ein ca. 15–seitiger Kommentar zum Bericht der Unfallkommission Tübingen. Dieses Schreiben ist nicht unterzeichnet und offensichtlich wurden auch alle sonstigen Kennzeichen (z. B. Dateiname, Autor etc.) bewusst anonymisiert. An einer Stelle verweist das Schreiben auf die Seite www.atemschutzunfaelle.de. Es ist daher nicht auszuschließen, dass der Verdacht bestehen könnte, das Schreiben wäre von einem unserer Mitarbeiter erstellt worden. Daher haben die Mitarbeiter von www.atemschutzunfaelle.de folgenden, offenen Brief verfasst:

Zehn Jahre nach dem tragischen Feuerwehreinsatz: Straßenbenennungen als ehrendes Andenken (17. Dezember 2015)

Vor zehn Jahren kamen die Tübinger Feuerwehrleute Kurt Schwägerle und Andreas Mang bei einem Brandeinsatz in der Tübinger Südstadt durch einen tragischen Unfall ums Leben. Um ihr Andenken zu bewahren, sollen im Güterbahnhofsareal zwei Straßen nach ihnen benannt werden. Das entschied der Gemeinderat auf den Tag genau zehn Jahre nach der tragischen Brandnacht am 17./18. Dezember 2005. „Die Feuerwehrleute sind vor zehn Jahren gestorben, um anderen das Leben zu retten“, sagt Oberbürgermeister Boris Palmer. „Niemand kann sich vorstellen, wie viel Leid der Tod für ihre Familien bis heute bedeutet. Sie leben in den Herzen ihrer Kameraden fort.“ Die Benennung zweier Straßen solle dazu beitragen, die Erinnerung an die beiden selbstlosen Lebensretter auch im öffentlichen Raum zu wahren. In der Nacht vom 17. Dezember 2005 hatten Kurt Schwägerle und Andreas Mang versucht, das Feuer im Inneren eines unbewohnten Fachwerkhauses in der Tübinger Ludwigstraße zu löschen. Durch eine äußerst tragische und nicht vorhersehbare Verkettung unglücklicher Umstände starben sie noch am Einsatzort an den Folgen einer Rauchvergiftung. Über 80 Feuerwehrleute in 18 Einsatzfahrzeugen bekämpften den Brand von außen über die Drehleiter und mehrere Rohre. Das völlig zerstörte Haus wurde später abgerissen.

Der 35-jährige Oberlöschmeister Kurt Schwägerle war ein langjähriges Mitglied der Abteilung Stadtmitte und als Gruppenführer und Maschinistenausbilder ein verlässlicher Kamerad, der sich voll in den Dienst der Feuerwehr und ihrer Aufgaben gestellt hat. Ihm war die Kameradschaft in der Feuerwehr immer ein großes Anliegen. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder.

Der 24-jährige Andreas Mang war lange Zeit im Stadtteil Hagelloch aktiv und wechselte nach seinem Umzug in die Kernstadt als begeisterter Feuerwehrmann zur Abteilung Stadtmitte. Er bestritt den Einsatzdienst als Truppführer und unterstützte seine Kameraden mit voller Überzeugung und vollem Einsatz.

Quelle: Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen