1995 - Überdruck wurde im CSA nicht ausgeglichen - Behinderung der Ausatmung

(uc) Pfarrkirchen (BY), 1995

Problemdarstellung

Die Feuerwehr Pfarrkirchen, Landkreis Rottal-Inn, Niederbayern, plant mittelfristig die Umstellung auf Überdruck-PA. Um das Personal schon an die zukünftige Technik zu gewöhnen, werden immer wieder Übungen mit der neuen Technik durchgeführt. Hierzu sind eigene Lungenautomaten sowie geeignete Atemanschlüsse (Masken) mit herkömmlicher fünf-bändiger Kopfspinne vorhanden. Eine dieser Übungen wurde am 10.10.95 durchgeführt. Hierbei sollten die Übungsteilnehmer einfache Tätigkeiten unter Chemikalienschutzanzug (CSA) ausführen. Nachdem in der letzten Zeit vermehrt Berichte über Probleme von Überdruckgeräten unter CSA bekannt wurden, entschlossen wir uns, kurz auch über die dabei auftauchenden kleinen Probleme zu berichten. Bei der Tätigkeit unter CSA (mit innenliegenden PA) ergibt sich im Anzug nach einiger Zeit durch die Ausatemluft ein gewollter Überdruck von max. 2 mbar (Interspiro, Trellchem, Baujahr ca. 1985, ein Überdruckventil), der verhindern soll, dass bei kleinen Undichtigkeiten Schadstoffe in den Anzug gelangen. Dieser gewollte Überdruck wird über ein oder mehrere Überdruckventile geregelt. Das gleiche Prinzip wird auch bei der Überdrucktechnik der Pressluftatmer angewandt. Im Atemanschluss entsteht dabei ein gewollter Überdruck.

Am 10.10.95 geschah nun folgendes: Einer der Geräteträger bückte sich während der Übungstätigkeit, als der Anzug bereits komplett mit der Ausatemluft aufgebläht war. Es gelang dem Träger daraufhin nicht mehr, seine Atemtätigkeit fortzuführen. Genauer, er war nicht mehr in der Lage auszuatmen. Der Träger reagierte besonnen, richtete sich wieder auf und konnte dann seine Tätigkeit fortsetzen. Trotzdem war im Nachhinein eine deutliche Verunsicherung der Geräteträger angesichts dieses Vorfalls zu bemerken.

Ursache

Beim Bücken unter voll aufgeblasenem CSA entsteht ein kurzfristiger zusätzlicher Überdruck. Dieser zusätzliche Überdruck konnte durch das eine Überdruckventil des Anzugs nicht sofort ausgeglichen werden. Außerdem war der gesamte anstehende Überdruck offensichtlich größer, als der Träger durch seine Atemmuskulatur auszugleichen im Stande war. Hier ist zu berücksichtigen, dass bereits das Ausatemventil des Überdruck-Atemanschlusses einen zu überwindenden Ausatemwiderstand von max. 3,0 mbar aufweist. Durch diesen insgesamt zu überwindenden Gegendruck von Ausatemventil und (erhöhtem) Anzuginnendruck kann es für einen kurzen Zeitraum unmöglich werden auszuatmen, da die Atemmuskulatur den erforderlichen Ausatemdruck einfach nicht erzeugen kann. Das Ausatmen ist normalerweise bei funktionierendem Überdruckventil des CSA innerhalb kurzer Zeit wieder möglich, da dieses den überschüssigen "Über"-Überdruck entweichen lässt. Eine tatsächliche Gefahr für den Träger ist somit nicht gegeben. Trotzdem kann es bei nicht gut ausgebildeten bzw. unvorbereiteten Geräteträgern zu einer Überreaktion kommen, die im Einsatz u. U. zu einer Gefährdung führen kann.

Lösungsansätze

Die Geräteträger der FF Pfarrkirchen wurden auf diese mögliche Besonderheit beim Einsatz von Überdruckgeräten unter CSA im Rahmen der Ausbildungsveranstaltungen hingewiesen. Mittelfristig ist der Austausch der Anzüge gegen solche mit zusätzlichen (mehr als einem) Überdruckventilen geplant.

Quelle:
Dipl.-Ing. Ulrich Cimolino, Brandrat, BF Düsseldorf ("Ehemaliger" HFM FF Pfarrkirchen)
Berthold Schwarz, Hauptlöschmeister, Leiter des Atemschutzes, Atemschutzgerätewart, FF Pfarrkirchen