20. Juli 2015 - Dissertation von Atemschutzunfaelle.eu-Mitglied Adrian Ridder
Wuppertal (NRW). Unser menschlich und fachlich geschätztes Teammitglied Adrian Ridder bestand am 20. Juli 2015 die mündliche und damit abschließende Prüfung im Rahmen seines Promotionsverfahrens zum Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.).
Das Thema seiner Dissertation lautet: "Risikologische Betrachtungen zur strategischen Planung von Feuerwehren – Empirische Befunde und Systematisierung von Zielsystemen".
Die Dissertation wurde vom Oktober 2011 bis März 2015 am Lehrstuhl Methoden der Sicherheitstechnik/Unfallforschung am Fachbereich D - Sicherheitstechnik der Bergischen Universität Wuppertal verfasst. Das deutsche Feuerwehrwesen ist ein System, das über viele Jahrzehnte hinweg Tag für Tag große Leistungsfähigkeit, Robustheit und Lernfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Getragen wird dieses System von über einer Million Menschen, die zielgerichtet, verantwortungsvoll und kompetent handeln, wann immer es erforderlich wird, um zu retten, zu löschen, zu bergen oder zu schützen. Die deutschen Feuerwehren sind demzufolge die vorrangigen Organisationseinheiten für ein Aufgabenspektrum vom alltäglichen Grundschutz bis hin zum Zivilschutz. Zum Zweck einer möglichst effektiven und effizienten Bewältigung der Aufgaben planen Feuerwehren notwendiges Einsatzpersonal, Einsatzmittel und Einsatztaktik. Mit anderen Worten, Planung ist das Instrument, mit dem eine Feuerwehr ermittelt, mit welchen Ressourcen ihre individuellen Ziele erreicht werden sollen. Praktische Planung erfolgt oft im Spannungsfeld zwischen Sicherheit, Qualität und Wirtschaftlichkeit. Charakteristisch für die Planung im Feuerwehrwesen ist zunächst das Lernen aus der (Einsatz-)Erfahrung. Für bestimmte einsatzbezogenen Fragestellungen stellt Adrian Ridder Erkenntnisse zu den Grundlagen der strategischen Feuerwehrbedarfsplanung vor, welche Gegenstand des vorliegenden Wuppertaler Berichtes sind. Die Untersuchungen von Adrian Ridder zeigen, dass das Innere des makroskopisch durchaus homogen erscheinenden deutschen Feuerwehrwesens im Kontext der mikroskopischen Bedarfsplanungspraxis mitunter sogar deutliche Unterschiede aufweist. Unter dem grundsätzlichen Anspruch, Bedarfe einzelner Feuerwehren anhand der lokalen Gefahren und Risiken einerseits und den verfügbaren Möglichkeiten zur Bewältigung andererseits zu bemessen, fügt Adrian Ridder dem bisherigen Vorgehen ein theoretisches Modell (Bewältigungskapazitäten) hinzu. Er arbeitet unmissverständlich heraus, dass die Planung und Bewertung einzelner Feuerwehren nicht beliebig zu vereinfachen sind und nicht ausschließlich anhand einer „Input-Orientierung“ an einer einzelnen bezifferbaren Größe erfolgen sollte. Demgegenüber berücksichtigt der Ansatz von Ridder die in der Praxis auftretenden Unschärfen und geht von Zielkorridoren/-bändern aus. Dieser Ansatz erlaubt eine transparente Planung der Bedarfe für bekannte und für unbekannte Lagen.
Gleichzeitig macht Adrian Ridder deutlich, dass die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themenkomplexes erst am Anfang steht und noch weiterer Anstrengungen bedarf. Einen ersten Schritt in Richtung dieses lohnenswerten Ziels stellt der vorliegende Wuppertaler Bericht dar. Dieser kann jedem Leser empfohlen werden, der sich für ein nachhaltig leistungsfähiges Feuerwehrwesen in Deutschland und die Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung interessiert. Das Buch wird vermutlich ab September im VdS-Verlag erhältlich sein.
Die Dissertation wurde im Rahmen des vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 13N12174 geförderten Verbundforschungsprojektes "TIBRO - Innovative Sicherheitsarchitektur der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr" erarbeitet. Dieses Verbundprojekt betrieb Grundlagenforschung zur Feuerwehrbedarfsplanung und lieferte viele Ansätze zur Weiterentwicklung und Verbesserung der strategischen Planung von Feuerwehren.
Das Team Atemschutzunfaelle.eu gratuliert Adrian Ridder von ganzem Herzen zu seiner Promotion und wünscht ihm auch für die Zukunft die Erreichung der gesteckten Ziele. Darüber hinaus hoffen wir mit ihm auf die Berücksichtigung der Forschungsergebnisse und sprechen uns für eine weitere Verknüpfung von Feuerwehr und Wissenschaft aus.