Beinaheunfälle im Jahr 1996

(3 Zwischenfälle)

Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.


- CSA-Einsatz - Problem mit Überdruck-PA

(ar) Wiesbaden (Hessen). Am 29.02.1996 rückte die Berufsfeuerwehr Wiesbaden zum Bahnhof Ost in Wiesbaden Biebrich aus. Gemeldet waren austretende Chemikalien im Bereich eines Kesselwagens auf dem Gelände der Bahn AG. Einem Lokführer war beißender Geruch in der Umgebung eines Kesselwagens aufgefallen. Das Studium der Begleitpapiere ergab, dass der Kesselwagen für den Transport von Arcrylsäuremethlyester vorgesehen war. Nach der Abschaltung und Erdung der Oberleitung ging ein Trupp unter CSA zur Überprüfung des Kesselwagens vor. Es stellte sich heraus, dass dieser nur noch eine Restmenge von ca. 150-200l des Stoffes beinhaltete.

Im Nachgang der Überprüfungsarbeiten kam es zu folgendem Vorfall

Bei der Arbeit auf der Oberseite des Kesselwagens ertönte bei einem der eingesetzten FA das Restluftwarnsignal. Er begab sich sofort auf den Rückzug und erreichte den Boden ca. 2-3 min nach Ertönen des Signals. Der Luftvorrat war bis zu diesem Zeitpunkt komplett verbraucht. Er musste von zwei zusätzlichen Kräften unverzüglich aus dem Anzug befreit werden. Dekontaminationsmaßnahmen wären im Falle einer vorher stattgefundenen Kontaminierung nicht mehr möglich gewesen.

Der Unfall wurde folgendermaßen rekonstruiert

Der FA trug bei seiner Arbeit einen Überdruck PA. Bei der Arbeit unter dem Schutzanzug musste der Kopf stark an den Körper herangezogen und das Sichtfenster des Anzuges gegen den Oberkörper gepresst werden (Blick nach unten). Hierbei drückt im Anzug das Fenster gegen den Lungenautomaten und hebt die Atemschutzmaske vom Kopf ab. Der Überdruck PA bläst bei diesem Vorgang konstruktionsbedingt unkontrolliert Luft in den PA ab. Dies verursachte den ungewöhnlich hohen Luftverbrauch, wodurch der Rückzugsweg nicht mehr gewährleistet war.

Versuche in der Wiesbadener Atemschutzwerkstatt ergaben, dass die Luft eines Überdruck PA bei freiem Ausströmen innerhalb von 3 min verbraucht ist. Nach Ansprechen der Restluftwarneinrichtung verbleiben in diesem Fall noch 20 sec.

Erkenntnisse der BF Wiesbaden

  1. Die Verwendung von Überdruck-PA unter CSA kann für die eingesetzten Kräfte zu einer Gefährdung führen
  2. Ständiger Sichtkontakt mit den eingesetzten Trupps muss gewährleistet sein
  3. Die Möglichkeit einem verunfallten Kameraden aus dem Anzug zu helfen ist aufgrund der Schutzhandschuhe nur schwer möglich
  4. Die Ausbildung muss auf den Notausstieg aus dem CSA eingehen.

Quelle: Florian Hessen 05/1996 (Artikel von BOAR Bernd Walter) - Download "Chemieschutzanzug und Überdruckatmer - Gefährliche Kombination?"

- Flughafenbrand Düsseldorf - Orientierungsprobleme

Düsseldorf (NRW). Flughafenbrand. Zu Trupps unter Langzeit-PA wurde die Verbindung verloren, sie tauchten z. T. erst nach mehr als einer Stunde wieder an einem völlig anderen Ort auf. Es wurde mit Eigenverlusten gerechnet! Ein Auffinden in Not geratener Trupps im Gebäude wäre unmöglich gewesen, da eine Leinensicherung mit den vorhanden Mitteln nicht erfolgen konnte.

Weitere Informationen finden Sie im 112-Sonderheft "Flughafenbrand Düsseldorf" (Seite 27, Kritische Bewertung des Einsatzes).

Quelle: 112-Sonderausgabe "Flughafenbrand Düsseldorf"

- Scheunenbrand - Absturzgefahr

(bl) Feuerwehrmann auf einsturzgefährdeter Scheune(bl) Achmer (NI). Auf dem Bild ist ein FA (siehe helle Hosenbeine am oberen Rand) mit Löscharbeiten beschäftigt. Gut zu erkennen ist die durchbrennende Decke. Maßnahmen zur Absturzsicherung und zum Atemschutz wurden nicht getroffen.